
Tierversuche reduzieren
Immer noch unethische und nicht zeitgemäße Tierversuche
Tierversuche sind nach wie vor an der Tagesordnung, trotz immenser Fortschritte in der Entwicklung von Alternativmethoden. Jahr für Jahr sterben so unzählige Tiere durch Methoden, die sowohl ethisch als auch wissenschaftlich nicht zeitgemäß sind. Affen werden Elektroden ins Gehirn implantiert, Kaninchen Substanzen ins Auge geträufelt und Mäuse müssen an künstlich erzeugten Tumoren leiden. Das geschieht in den Laboren im Namen der Forschung, für Giftigkeitsprüfungen und zur Routineproduktion von Substanzen, zur Arzneimittelforschung und auch in der Lehre.
2020 wurden laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 1.899.880 lebende Tiere für Versuche eingesetzt. Weitere 633.784 Tiere wurden ohne vorherige Versuche getötet, um ihre Organe und ihr Gewebe zu verwenden.
Die meisten Tiere leiden für die Grundlagenforschung
Der Anteil der Tiere in der Grundlagenforschung ist im Jahr 2020 von 47 auf 58 Prozent angestiegen, obwohl diese Versuche den Menschen weder konkret noch in absehbarer Zeit nützen.
Insgesamt 72.109 Tiere erlitten den höchsten Grad an Schmerzen, Leiden und Schäden – hierunter fallen etwa Organtransplantationen von einer Tierart auf eine andere oder zuchtbedingte genetische Störungen. Bei 913.712 Tieren manipulierten die Forscher die Erbinformation, meist um sie künstlich krank oder dem Menschen ähnlicher zu machen.
Alternativmethoden nutzen und vorantreiben
Alternativen zu Tierversuchen werden nicht ausreichend gefördert. Ein Wandel hin zu tierversuchsfreien und humanrelevanten Methoden ist jedoch dringend nötig, um zum Beispiel Therapien gegen schwere Krankheiten wie Krebs, Parkinson oder Alzheimer zu entwickeln. Denn ob Tierversuche hier tatsächlich den erhofften Durchbruch bringen, ist fragwürdig. Die Ergebnisse lassen sich nur schwer auf den Menschen übertragen, da sich Tiere beispielsweise in Lebensweise und -dauer, Körperbau, Stoffwechsel und Erbgut unterscheiden.
Moderne Alternativen statt Tierversuche
Zu den modernen Alternativen gehören neben Organbiochips, bildgebende Verfahren sowie klinische und epidemiologische Forschung. Dazu zählen beispielsweise auch in vitro-Verfahren, mit welchen unter anderem Zellen von freiwilligen Spendern oder Patienten kultiviert und untersucht werden können. So lassen sich auch Körpergewebe oder sogar Organoide, das sind Miniaturversionen von Organen, nachbilden, an denen die Giftigkeit von Chemikalien oder die Wirksamkeit von Arzneimitteln getestet werden kann.
Immer noch leiden und sterben jedes Jahr Millionen Tiere in Tierversuchslaboren. Eine Gesamtstrategie für einen Ausstieg aus Tierversuchen ist dringend nötig. Hierfür ist es unabdingbar, humanbasierte und tierfreie Alternativen zu fördern. Es ist höchste Zeit, Fördermittel für Alternativmethoden aufzustocken, ihre Umsetzung in die Praxis zu beschleunigen und einen Zeitplan mit Meilensteinen festzulegen. Um dies zu erreichen, braucht es klare Zielvorgaben.
Unsere Forderungen:
Wir fordern den Ausstieg aus sämtlichen Tierversuchen. Bis zu einem solchen Komplettausstieg sind mindestens umzusetzen:
- Massive Ausweitung der Förderung von Alternativmethoden zu Tierversuchen.
- Anpassung des Genehmigungsverfahrens, um eine echte Prüfung auf ethische Vertretbarkeit zu ermöglichen.
- Sofortiges Verbot von schwer belastenden Tierversuchen und Versuchen an Primaten.
- Formulierung einer Ausstiegsstrategie zur schrittweisen Beendigung aller Tierversuche.
Was bisher geschah
Die EU-Kommission bekennt sich zu dem Ziel, Tierversuche für Chemikalien abzuschaffen und den langfristigen Ausstieg aus Tierversuchen in Forschung und Bildung beschleunigen. Allerdings stellt sich die Komission bei der Forderung nach einem verstärkten Tierversuchsverbot für Kosmetika quer. Bezüglich der gesetzlich vorgeschriebenen Tierversuche für Industriechemikalien, Pestizide, Biozide und Arzneimittel hat die Kommission zugesichert, eine Road-Map zur Umsetzung des Ausstiegs zu erarbeiten.