
Tierheime finanziell unterstützen
Tierheime kommen an ihre Grenzen
Egal ob ausgesetzt, von der Polizei beschlagnahmt oder vor Ort abgegeben – Tierheime helfen und bieten nicht nur Hund, Katze und Maus ein Zuhause auf Zeit. Auch Reptilien, Vögel und exotische Wildtiere gehören zu den unfreiwilligen tierischen Gästen. Die Tierheimmitarbeiter hegen und pflegen ihre Schützlinge mit viel Herz und versuchen ihnen die Zeit im Tierheim so angenehm wie möglich zu machen. In Zeiten des Ukraine-Krieges und der Corona-Pandemie, eine finanziell und personell noch herausforderndere Aufgabe.
Corona-Pandemie führt zu Haustier-Boom
Die Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass viele Menschen, die aus dem Tierheim aus entsprechenden Gründen keinen Hund vermittelt bekommen haben, über das Internet auf Hunde aus dem Ausland zurückgriffen. Nun scheint der Hund nicht mehr zum Leben zu passen oder der Hund ist mangelns fehlender Sozialisierung im Laufe der Zeit verhaltensauffällig geworden. Diese problematischen Hunde landen dann wiederum in den Tierheimen, denen zum Teil das Wissen fehlt, wie mit ihnen umgegangen werden soll. Mit ihnen müssen die Tierheime - sofern sie das personell überhaupt gestemmt bekommen - viel trainieren. Nur so haben die Tiere überhaupt eine Chance, wieder an geeignete Halter vermittelt zu werden.
Tierheime helfen allen Tieren
Manche Tiere wie beispielsweise Reptilien oder Listenhunde haben oftmals nicht so viel Glück schnell in ein schönes Zuhause vermittelt zu werden. Reptilien sind sehr anspruchsvoll zu halten und Hunde dieser Kategorie haben oft mit Vorurteilen und Anfeindungen zu kämpfen. Zudem gelten für Listenhunde, je nach Bundesland, besonders strenge Auflagen. Teilweise besteht sogar ein Haltungsverbot. Dies erschwert es ungemein, sie zu vermitteln. Da diese im Vergleich zu anderen Tieren im Durchschnitt sehr viel länger auf einen neuen Besitzer warten, kosten ihre Unterbringung vergleichsweise mehr Geld.
Den Tierheimen fehlt Geld
Die Tierheime bleiben viel zu häufig auf ihren Kosten sitzen, da die Kommunen ihre Aufgaben meist nicht kostendeckend erstatten. Das führt dazu, dass sie auf Spenden und Einnahmen aus Veranstaltungen angewiesen sind. Aufgrund der immer noch anhaltenden Coronakrise konnten jedoch viele Tierheime keine Spendenveranstaltungen, wie Vereinsfeste oder den klassischen Tag der offenen Tür, abhalten.
Corona führt zu vollen Tierheimen
Zudem kämpfen die Tierheime nach wie vor spürbar mit einer coronabedingten Abgabewelle von Tieren. Während der Pandemie haben sich viele Menschen unüberlegt ein Tier angeschafft, dem sie jetzt nicht mehr gerecht werden. Das führt zu explodierenden Energie-, Futter- und Tierarztkosten.
Illegaler Handel mit Tieren
Auch der Illegale Handel mit Tieren trägt seinen Teil dazu bei, dass die Tierheime immer voller werden. Nicht selten landen nach einer Beschlagnahmung des Veterinäramtes viele Tiere auf einmal im Tierheim. Diese müssen aufgrund fehlender Impfungen in der Regel in Quarantäne, was eine noch aufwändigere Hygiene mit sich bringt. Dies lässt die Kosten weiter ansteigen.

Animal Hoarding
Nicht selten gibt es sogenannte Animal Hoarder, also Menschen, die viel zu viele Tiere halten. Von 2012 bis 2022 sind dem Deutschen Tierschutzbund allein 510 Fälle mit insgesamt 35.073 Tieren bekannt geworden - aufgrund der angenommenen hohen Dunkelziffer wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs.
Wenn das Veterinäramt die Tiere beschlagnahmen muss, gelangen sie ins Tierheim. Das steht dann oft vor der Herausforderung, sehr viele Tiere auf einmal unterbringen zu müssen. Auch bleibt es in den meisten Fällen auf den Kosten für die Versorgung der Tiere sitzen. Denn obwohl die Finanzierung in Animal Hoarding-Fällen eigentlich über die Veterinärämter läuft, reichen die Finanzmitteln vom Staat bei weitem nicht aus. Dazu kommt, dass nicht alle Tiere aus Animal Hoarding-Haltungen über eine amtliche Beschlagnahmung in die Tierheime gelangen.
Bis ans Lebensende im Tierheim
Manche Tiere warten sogar ihr ganzes Leben vergeblich auf ein neues Heim. Sie unterzubringen, medizinisch zu versorgen und adäquat auszulasten kostet natürlich Geld. Schließlich braucht es neben Futter und den geeigneten Räumlichkeiten auch fachkundiges Personal – trotz vieler ehrenamtlicher Helfer, ohne die der Alltag auch nicht zu stemmen wäre.
Der Bund ist gefordert – gerade im Hinblick auf das Staatsziel Tierschutz. So ist ein hinreichend ausgestatteter Sondertopf nötig, mit dessen Hilfe die Tierheime die massiv gestiegenen Betriebskosten stemmen können. Die laut Koalitionsvertrag angekündigten Mittel für eine Verbrauchsstiftung braucht es ebenfalls, um die Tierheime energetisch zu optimieren und Quarantäne- und Krankenstationen auszubauen. Und schließlich brauchen die Tierheime, aber auch sozial benachteiligte Tierhalter, Hilfe, die steigenden Tierarztkosten zu stemmen.
Fundtierverträge anpassen
Für die Länder und Kommunen ist es ebenfalls an der Zeit, tätig zu werden und die Fundtierverträge anzupassen und drastisch zu erhöhen. Nur so lassen sich die gestiegenen Kosten ansatzweise stemmen.
Unsere Forderungen:
- Umfassende finanzielle Unterstützung der Tierheime zur Umsetzung des Staatszieles Tierschutz
- Einführung einer Heimtierschutzverordnung
- Erlass einer Positivliste zur Tierhaltung in privater Hand
- Verbot des Handels mit und Versandes von lebenden Tieren über das Internet
- Systemrelevanz der Tierheime anerkennen
- Einführung der Verbandsklage auf Bundesebene für autorisierte Tierschutzvereine
- Förderung der Anerkennung der umfangreichen Arbeit, die Tierschützer leisten: Tierschutzvereine sind mit ihrem Personal und Ehrenamtlichen rund um die Uhr für Tiere in Not im Einsatz. Der Tierschutz sollte wie die Freiwillige Feuerwehr wahrgenommen und anerkannt werden
Was bisher geschah
Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, unterstützt das Positionspapier für eine EU-Positivliste für die private Haltung von Wildtieren. Darin wird die Kommission gebeten, den möglichen Nutzen einer EU-Positivliste für die Haltung von Heimtieren zu prüfen.
Im Namen des Deutschen Tierschutzbundes geht ein Schreiben an die Bundesminister Cem Özdemir, Lisa Paus und Christian Lindner zur Lage der Tierheime. Der bevorstehende Herbst und Winter stellt viele Tierheime vor große Herausforderungen durch die steigenden Energiepreise und die höheren Tierarztgebühren. Die Tierschützer bitten um finanzielle Unterstützung durch ein Sondervermögen. Zudem müsse die angekündigte Verbrauchsstiftung noch in 2022 eingeführt werden.
Alle Faktoren, die die Situation der Tierheime erschweren, sind von der Politik verursacht – oftmals durch falsche Entscheidungen oder Ignoranz, trotz jahrelanger Warnungen. Dazu zählen die anstehende, grundsätzlich zu befürwortende Erhöhung des Mindestlohns, das fehlende Online-Handelsverbot für Tiere, die Anpassung der Gebührenordnung für Tierärzte sowie die fehlenden Rahmenbedingungen, die Kommunen zur kostendeckenden Erstattung für die Fundtierbetreuung verpflichten. Gemeinsam mit einigen Landesverbänden geht ein Schreiben des Deutschen Tierschutzbundes an die für Tierschutz zuständigen Landesminister, mit der Bitte um finanzielle Unterstützung des karitativen Tierschutzes.
Bund und Länder einigen sich auf ein Entlastungspaket mit sechs Maßnahmenbündel, um die durch den Krieg gegen die Ukraine gestiegenen Energiepreise abzufedern. Die Tierheime finden darin jedoch keine explizite Berücksichtigung.
Mit einem Schreiben wendet sich der Deutsche Tierschutzbund mit seinen Landesverbänden an die für Tierschutz zuständigen Landesminister und die Ministerpräsidenten, mit der dringlichen Bitte, die Tierheime im Entlastungspaket der Bundesregierung zu berücksichtigen.